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Im März 2020 stand der Fußball-Betrieb plötzlich still. Eine weltweite Pandemie legte das gesamte öffentliche Leben lahm. Trotz des vielen Geldes, das im Fußball umgesetzt wird, waren die Vereine schon nach wenigen Wochen ohne Spielbetrieb teilweise in argen Finanznöten. Corona machte zahlreiche strukturelle Probleme im Fußball für alle sichtbar. Probleme, die es allerdings bereits zuvor gab.
Denn schon lange forderten Fans ein Umdenken, weg von Kommerzialisierung und Gewinnmaximierung. Nun aber waren die Forderungen aktueller denn je: Mehr Wettbewerbsgerechtigkeit durch gleichmäßigere Verteilung gemeinsamer Einnahmen, ein Financial-Fair-Play, das den Namen verdient, stärkere Verankerung in der Gesellschaft durch demokratische Teilhabe und die Bewahrung der 50+1-Regel als Schutz. Außerdem sollte der Fußball als Spiegel der Gesellschaft seine sich daraus ergebende gesellschaftliche Verantwortung in allen Bereichen wahrnehmen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) rief Mitte 2020 eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ ins Leben. Parallel dazu gründete sich ein Fan-Netzwerk „Zukunft Profifußball“, das für die Diskussion in der Taskforce und der Öffentlichkeit vier gewissenhaft ausgearbeitete Konzeptpapiere entwickelte.
Im Konzeptpapier „Gesellschaftliche Verantwortung“ hinterfragen die Fanvertreter*innen verschiedene Kooperationen, die Vereine und Verbände eingehen. Dort heißt es:
Auch im Sponsoring fallen Partner*innen auf, die mit Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung, die der Fußball immer wieder für sich reklamiert, nicht akzeptabel sind. Als besonders auffälliges Beispiel sind Sportwettenanbieter zu nennen, die sowohl Vereine als auch Verbände sponsern. So ist tipico seit der Saison 2018/19 Partner der DFL sowie bWin seit der Saison 2017/18 offizieller Werbepartner für die 3. Liga und seit Anfang Januar 2019 für den DFB-Pokal, die Frauen-Bundesliga und die Nationalmannschaften. Da gerade Sportwetten eine erhöhte Suchtgefahr zugeschrieben wird, sind solche Kooperationen als besonders problematisch anzusehen. Soll der Fußball auch weiterhin Geld und Macht über seine eigentlich propagierten Werte stellen und unethische Kooperationen und Sponsoring ohne Rücksicht auf Verluste fortführen? Wir sind der Auffassung: nein.
In der Folge gab es erste Austauschrunden von Aktiven der Fanorganisationen mit Personen aus der Wissenschaft, der Suchthilfe und Personen mit sportwettbezogenen Problemen. Auch wenn andere Themen während der Pandemie höhere Aufmerksamkeit beanspruchten, war uns die Notwendigkeit stets bewusst, sich hierzu weiter zu engagieren.
Spätestens mit Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags zum 1. Juli 2021 wurden die Auswirkungen der Neuregelungen für eine breite Öffentlichkeit sichtbar: Das Erlebnis Fußball – egal, ob im Stadion oder am TV – wird durch immer aufdringlichere Werbung mit Sportwetten verknüpft. Auch in Print- oder Online-Medien können sich Fußballinteressierte dieser Werbung kaum noch entziehen. Sie sind DIE Haupt-Zielgruppe für die Branche. In ihrer Werbung nutzt die Sportwetten-Industrie fankulturelle Elemente und vereinnahmt somit Fankultur. Vereine und Verbände machen sich bereitwillig zum Multiplikator für die Interessen der Sportwetten-Industrie und setzen ihre Fans mutwillig und bewusst Suchtgefahren aus.
Anfang Januar 2022 veröffentlichte die Fanorganisation Unsere Kurve e. V. ein Positionspapier mit Forderungen an Politik, Vereine und Verbände. Der mediale Widerhall war immens, denn das Thema betraf nicht nur den Fußball, sondern viele weitere gesellschaftspolitische Felder. Im Nachgang vernetzten sich die verschiedenen Institutionen aus dem Fußball-Kontext, der Wissenschaft, Präventionsarbeit, Sucht- und Selbsthilfe, Rechtsberatung sowie Betroffene und interessierte Einzelpersonen. Seit März 2022 arbeiten die Beteiligten an der Gründung des BgSwW, das am 2. August 2022 nun seine Homepage und Social-Media-Kanäle online schaltet.
Uns ist bewusst, dass wir einer finanziell übermächtigen Branche gegenüber stehen, aber schöpfen Mut aus vorbildhaften Initiativen und Entwicklungen in anderen Ländern, in denen das gesellschaftliche Interesse ein Problembewusstsein hergestellt und entsprechende Regulierungen herbeigeführt hat. Wir glauben fest daran, dass das auch hier in Deutschland gelingen kann.
Ein Dank gilt an dieser Stelle all denjenigen, die sich mit Rat und Tat aktiv oder unterstützend in die Gründungsphase des BgSwW eingebracht haben und die an der Verbreitung des Problembewusstseins mitwirken.
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